Frankfurter Solidaritätskomitee für Syrien - Friedenstaube

Wer wir sind und was wir wollen

Manfred, wie bist du zur Mitarbeit im SKFS gekommen?

Ich kenne Syrien und war mehrmals dort, zum ersten Mal 2007. Dann hatte ich 2009 an der Universität Damaskus mein Arabisch verbessert, zuletzt war ich im April 2012 in Syrien. Als im Frühjahr 2011 die Demonstrationen in Daraa begannen und unsere Medien sich mit den Berichten aus Syrien überschlugen habe ich einige dieser Meldungen nachgeprüft – das ging mit Google ganz einfach - und festgestellt, dass vieles einfach nicht wahr und das meiste übertrieben und einseitig dargestellt war. Ich habe dann in vielen Diskussionen meine eigene Sicht auf die Entwicklungen in Syrien dargestellt und bin mir dabei oft recht isoliert vorgekommen. Ich war also froh, als ich vor ungefähr eineinhalb Jahren über Facebook Kontakt gefunden habe zu Leuten, die ebenfalls eine "andere" Sicht auf die Vorgänge in Syrien hatten.

Die Einschätzung der Situation in und um Syrien und des sogenannten Arabischen Frühlings ist nicht einfach und wir haben auch im SKFS intensive und produktive Diskussionen.

À propos arabischer Frühling. Im Aufruf zur Demonstration am 31.08. heißt es u.a. "Die Herrschenden in Tunesien und Ägypten wurden gestürzt – aber das System blieb: erweitert um und gestützt auf die Moslembrüder." Nun wurden die Moslembrüder gerade in Ägypten von der Macht verjagt, von Massendemonstrationen oder vom Militär, wie siehst du das?

Wir sagen auch: "Statt einer säkulare Bewegung ...wurden die reaktionärsten Kräfte der Moslembrüder gestärkt". Das hatte ja auch stattgefunden: mit politischer und finanzieller Unterstützung aus den Golfstaaten und der Türkei wurden die Moslembrüder und darüber hinaus die Islamisten gestärkt, dabei war immer die Armee im Hintergrund.

Die ägyptische Gesellschaft ist tief gespalten. Die jetzige Bewegung war stark genug, um die Herrschaft der Moslembrüder in Frage zu stellen. Aber der Militärputsch hat nicht den "Volkswillen" umgesetzt, sondern sollte vor allem eine weitere Radikalisierung verhindern. Im Grunde ist jetzt das alte System, der militärisch industrielle Komplex Ägyptens wieder an der Macht. Wir werden sehen, wie sich das weiter entwickelt. Auf jeden Fall ist der Durchmarsch des politischen Islam und der Moslembrüder zunächst einmal gestoppt. Damit brechen auch Konflikte auf zwischen den treibenden Kräften im Hintergrund, zwischen den USA, Saudi-Arabien, Katar und der Türkei. Für Syrien ist das eher positiv.

Wie siehst du die Perspektiven für Syrien?

Die entscheidende Frage für mich ist, ob es der syrischen Regierung gelingt, weiterhin und mehr Unterstützung in der Bevölkerung zu finden. Das ist natürlich auch eine Frage militärischer Entwicklungen; darüber hinaus geht es darum, den Staat auf – und umzubauen. Mit der Absage an die Neoliberale Politik ist bereits einiges geschehen. Vieles, was bei uns wenig Resonanz findet, wie längst überfällige Reformen und der Aufbau neuer Parteien kommt hinzu. Einfach so weiter zu machen, wie es bis vor zweieinhalb Jahren funktioniert hatte, ist schon lange keine Option mehr. Auf dem Hintergrund des Krieges, der Stadt um Stadt zerstört, ist das nicht einfach.

In Syrien herrscht ein Krieg, der vom Ausland her betrieben wird. Die große Frage natürlich ist: Wenn es der syrischen Regierung gelingt, die Situation weiter zu stabilisieren – werden die NATO oder die Golfstaaten dann unmittelbar selbst eingreifen?

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